Die Hardt ist ein Freizeitpark auf dem gleichnamigen Höhenrücken, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch das Engagement Elberfelder Bürger entstand und der im Laufe der Zeit bis 2006 mehrmals erweitert wurde. Allerdings fegte das Sturmtief „Ignatz“ in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag über das Land und pustete noch während des Vormittags heftig, so dass wir OrganisatorInnen Bedenken hatten, den Spaziergang durchzuführen. Für den Nachmittag war aber ein Abflauen des Sturmes prognostiziert und so wagten wir es nach mehreren gegenseitigen telefonischen Beratungen doch. Zwölf von sechzehn gemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern fanden sich wetterfest ausgestattet und in verhaltener Zuversicht beim Treffpunkt Dietrich-Bonhoeffer-Weg in der Nähe des Bismarckturmes ein. Wie prognostiziert, war der Wind schwächer geworden und es regnete nicht. Der Himmel hellte sich etwas auf. Dass die Hardt mitten in der Stadt zwischen den beiden Stadtteilen Barmen und Elberfeld liegt, konnte man als Ortsunkundiger nicht bemerken. “Wie am Ende der Welt“, entfuhr es einem der Nicht-Wuppertaler in der Gruppe angesichts des umgebenden Waldes.
Der Stadtführer Herr Khan fächerte ein Spektrum verschiedener stadtgeschichtlicher Themen bis in die Gegenwart auf. Sehr gegenwärtig wurden am Treffpunkt laut und brachial die Gebäude der
ehemaligen pädagogischen evangelischen Hochschule aus den 50er Jahren abgerissen, um deren Erhalt es im Vorfeld heftige Debatten in der Stadt gegeben hatte. Sie befindet/befand sich in
unmittelbarer Nachbarschaft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, einem Teil der Hardt, der im Volksmund „Heiliger Berg“ genannt wird. Dort hatte die heutige VEM, eine
evangelisch-reformatorische Missionsgesellschaft, die im 19. Jahrhundert gegründet wurde, ihren Sitz. Dieser befindet sich heute an der nahen Rudolfstraße in Barmen. Im Zuge der
Widerstandsbewegung „Bekennende Kirche“, zu der unter anderen auch Dietrich Bonhoeffer gehörte, gründete sich 1935 die „Kirchliche Hochschule für reformatorische Theologie“. Der Betrieb wurde
1937 verboten und zum Wintersemester 1945/46 auf dem Hardtberg wieder aufgenommen. Heute ist die Kirchliche Hochschule Wuppertal eine Einrichtung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie
kooperiert mit der Bergischen Universität Wuppertal.
Ein geologischer Aufschluss, gut sichtbar an der Auffahrt zum Campus der Kirchlichen Hochschule, weist ca. 400 Millionen Jahre zurück, als sich hier ein tropisches Meer ausbreitete. Einen
unscheinbaren Kanaldeckel auf der Straße verriet uns Herr Khan als den Einstieg in ein großes labyrinthartiges Höhlensystem im Berg, das von der Arbeitsgruppe Kluterthöhle in
Ennepetal betreut und erschlossen wird. Ebenfalls für uns unmittelbar nicht sichtbar ist auf der Südseite des Hardtberges in der Nähe der Schwebebahnhaltestelle Landgericht eine Eisentür am
Hang zu entdecken. Diese verschließt eine große Kaverne, die in der Zeit des Kalten Krieges für ein Elektrizitätswerk in den Berg getrieben worden war, das aber nie gebaut wurde. Die
Kaverne kann am Tag des Geotops -dem dritten Sonntag im September- besichtigt werden.
Vorbei am etwas versteckt liegenden Denkmal des inzwischen weitgehend vergessenen Pädagogen und Schulreformers aus dem 19. Jahrhundert, Johann-Friedrich Wilberg, ging es auf ein großes Rondell,
in dessen Mitte der wuchtige Bismackturm thront. Er wurde 1907 erbaut, ist 22 Meter hoch, steht genau auf der Stadtgrenze der damals selbständigen Städte Barmen und Elberfeld und sollte als
„Freundschaftsturm“ die beiden stets miteinander konkurrierenden „Schwestern“ verbinden. Weiter führte uns der Hauptweg durch den jüngsten Teil des Parks mit seinen großzügigen Spiel- und
Liegewiesen. Vom Hauptweg zweigen talwärts in nördlicher und südlicher Richtung mehrere Wege ab. Der Otto-Schell-Weg erinnert an den Schriftsteller und Heimatforscher, der im 19. Jahrhundert
unter anderem Sagen und Legenden des Bergischen Landes gesammelt hat. Die Reichsallee führt den nördlichen Hang hinunter ins „Pelerinenviertel“, einem der frühen genossenschaftlich
gebauten Wohnviertel von Anfang des 20. Jahrhunderts, in dem zahlreiche Wohnhäuser unter Denkmalschutz stehen. Der Name kommt von der Berufsbekleidung der damaligen ersten Bewohner, die als
Beamte der Reichspost weite Mäntel, „Pelerinen“, trugen.
Am Friedrich-Ebert-Denkmal waren Geschichtskenntnisse gefragt. Vor seiner Wahl zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik im Jahr 1913 kandidierte er 1912 im Reichstagswahlkreis
Elberfeld-Barmen. In den folgenden Jahren hielt er engen Kontakt zu seinem Wahlkreis und setzte sich im Reichstag für ihn ein.
Fallende Temperaturen und ein heftiger Regenguss trübten das Vergnügen nach einer Stunde und ließen uns frösteln. Für die Hälfte der Gruppe lockte ein wärmender Kaffee im Café-Restaurant
Elise, für die andere Hälfte überwog das Interesse, den Spaziergang weiter zu führen.
Es ging bergab in den steilen, ältesten Teil des Stadtparks. Oberhalb der mächtigen Felswand des ehemaligen Steinbruchs, im Bereich der heutigen Waldbühne, hatten wir trotz des trüben Wetters
einen schönen Ausblick auf Elberfeld mit seinen vielen Kirchtürmen, die die jeweiligen Stadtquartiere markieren. Am Weg unterhalb erklärte Herr Khan an einem als „Gartenhaus“ bezeichneten
Wohngebäude den Heimatstil. Dies war eine staatlich geförderte Reformbewegung in Preußen und im Kaiserreich, die sich für den Erhalt und die Weiterführung traditioneller regionaler
Bauweisen einsetzte. Beispielhaft für diesen, aus heutiger Sicht eher rückwärtsgewandten romantischen Stil sind noch öffentliche Gebäude, z.B. das Barmer Klinikum und zahlreiche Wohnhäuser im
Bergischen zu finden. Als letzten Punkt stellte uns Herr Khan das Diemel-Denkmal vor, das die Skulptur eines Genius, eines Schutzgeistes, darstellt, der auf die Widmungstafel zeigt. Johann
Stephan Anton Diemel war ein Wundarzt, der maßgeblich die Errichtung des Bürgerparks Hardt initiiert und vorangebracht hat. Im Jahr 1874 stifteten Elberfelder Bürger dieses Denkmal. Zum Ende der
Führung ging es zurück steil bergan zum Botanischen Garten, der Villa Eller und dem Elisenturm. Die Villa mit einer schönen Orangerie im Jugendstil war von dem Textilfabrikanten und
Stadtrat Engelbert Eller im 19. Jahrhundert als Sommerresidenz erbaut worden. Sie ist heute Teil des Botanischen Gartens und beherbergt Räume für das städtische Ressort Grünflächen und
Forsten, ein Veranstaltungszimmer und das Café-Restaurant Elise. Der 22 Meter hohe Turm steht auf den Fundamenten einer alten Kornmühle. Ursprünglich hatte Engelbert Eller den Turm
als private Sternwarte errichtet, ihn aber Mitte des Jahrhunderts als Aussichtsturm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Herr Khan hatte zu Recht bei Beginn des Spaziergangs versprochen:
„Die Hardt ist nicht nur zum Spazierengehen interessant“. Im gemütlichen Ladencafé des Café-Restaurants Elisenhöhe direkt gegenüber der Villa Eller trafen wir wieder die andere Hälfte der
Gruppe, konnten uns aufwärmen und ließen den gleichermaßen stürmischen wie eindrucksvollen Nachmittag ausklingen.
Text : Dagmar Renneke | 26.10.2021
Fast genau in der Halbzeit der Semesterferien konnten wir am Donnerstag, den 2. September, endlich wieder ein Semesterabschlussfest feiern, ein Wunsch, der während der zwei Jahre andauernden Coronasperre immer wieder verschoben werden musste. So traf die Einladung des vfsa-Vorstandes auf ein reges Echo. Die Hoffnungen auf ein gutes Gelingen erfüllten sich, denn das Wetter bescherte einen herrlich sonnigen und warmen Spätsommertag.
Die große Terrasse vor den AstA-Räumlichkeiten bot genug Platz für ein schönes Zusammensein bei ausreichendem Abstand. Farnzweige, Sonnenblumen, Hortensien, Rudbeckien und Spornblumen zauberten mit ihren leuchtenden Farben „summer-feeling“ auf die Tische. Den wunderbaren Ausblick auf die Stadt konnten alle nach der langen Pause wieder richtig geniessen. Ein selbst hergestelltes Büffett mit einer Auswahl an leckeren Salaten, köstlichen Dips und Grillspezialitäten sowie kühlen Getränken boten für ziemlich jeden Geschmack etwas. Vor diesem Hintergrund genossen die Gäste entspannt das persönliche Miteinander. Diskussionen und heitere Unterhaltung durchzogen die Tischgruppen, alte Kontakte wurden erneuert und neue geknüpft.
Alle waren sich einig, ein persönliches Treffen kann ein Zoom-Meeting nicht ersetzen! Der Rückblick auf die vergangenen „Corona-Semester“ beschäftigte die Studierenden, aber auch das bevorstehende Wintersemester, das am 11.Oktober mit den Lehrveranstaltungen startet. Das Vorlesungsverzeichnis ist bereits auf Studilöwe eingestellt. Voraussichtlich wird der Uni-Präsenzbetrieb weitgehend wieder aufgenommen werden, eine erfreuliche und motivierende Aussicht!
Text: Dagmar Renneke | Fotos: Ute Kosanetzky | 06.09.2021
Vier Wochen nach dem Besuch des Bonner Hauses der Geschichte, in dem die deutsche Geschichte von 1945 bis heute präsentiert wird, führte am 26. März eine weitere geschichtliche Exkursion, wieder
mit einer Gruppe von 20 Seniorstudierenden, nach Beyenburg, dem östlichsten Stadtteil von Wuppertal. Die Beyenburger Kirche St.Maria Magdalena mit dem angrenzende Kreuzherrenkloster Steinhaus war
das Ziel. Der letzte dort lebende Mönch Dirk Wasserfuhr empfing die Gruppe. Welchem heutigen Besucher wird bewußt, dass dieser malerische kleine Ortsteil mit seinen Fachwerkhäusern und seiner
darüber thronenden Kirche einst im Mittelalter von großer Bedeutung war, eigenständig als ”Freiheit“, mit einer Burg und einem Kloster? Dieser Klostergründung verdankt der Ort seine Entstehung.
Wie kam es dazu?
Das heutige Beyenburg liegt an einer historisch wichtigen Hanse- und Heerstraße, die wahrscheinlich schon seit der Antike genutzt wurde und zugleich Pilgerweg nach Köln, Aachen und weiter nach
Santiago de Compostella war. Zudem bildete die Wupper im Frühmittelalter an dieser Stelle die Grenze zwischen dem fränkischen und dem sächsischen Siedlungraum. Seit dem Beginn des 14.Jahrhunderts
trennte sie das Herzogtum Berg von der Grafschaft Mark, und noch heute stellt sie die Grenze zwischen dem Rheinland und Westfalen dar. Aus der Schlacht bei Worringen 1288 ging Graf Adolph V. v.
Berg († 28./29. September 1296) als Mitsieger hervor und konnte danach sein Territorium sichern und befestigen. In diesem Kontext ist die Schenkung des Oberhofs Steinhaus (mittelalterlicher
Fronhof /Marktgenossenschaft) in der Nähe des heutigen Ortskerns um das Jahr 1296 zugunsten der Kreuzherren zu sehen. Wenige Jahre später, um 1303/04, zogen die Kreuzbrüder talwärts und gründeten
auf dem nahen Beyenberg das neue Kloster Steinhaus. Die neben dem Kloster erbaute Schutzburg fand 1336 die erste Erwähnung. Von ihr ist nur noch eine Stützmauer als Bodendenkmal erhalten.
Diese historischen Gegebenheiten erläuterte Bruder Dirk Wasserfuhr zu Beginn seiner Führung. Auch die “Karriere“ der Grafen von Berg mit ihren verwandtschaftlichen Verbindungen und Verwicklungen
(Fehden) entflocht er seinen Zuhörern. Die Kirche wurde 1497 als spätgotischer Bau errichtet, was an den spitzbogigen Fenstern mit dem Maßwerk in Fischblasenform zu erkennen ist. Im Innern
sind der Hochaltar, die Kanzel und die Orgel bemerkenswerte barocke Kunstwerke, die im Kontrast zum hohen, hellen Kirchenraum jede für sich ihre Wirkung entfalten. Das Chorgestühl rechts und
links vom Altar stammt aus der Gründungszeit der Kirche und zeigt Darstellungen von Menschen und Tieren, auf die Bruder Dirk mit feinem Humor im Hinblick auf menschliche Schwächen aufmerksam
machte. Ein deutliches von Anliegen von ihm war es, seinen Besuchern die religiöse Symbolsprache der Raumelemente und der Ausstattung nahezubringen. So z.B. stehen auf dem Hochaltar die Figur des
Kirchenvaters Augustinus, nach dessen Regeln die Kreuzherren ihr Ordensleben ausrichten und die Figur der Hl. Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, die das Kreuz Jesu in Jerusalem
gefunden habe. Sie steht für die Devise des Ordens ”Im Kreuz ist Heil“. Auch die Ordenstracht im Hinblick auf das Gebot der Einfachheit und Armut stellte er vor. Vom Kirchenraum ging es in den
ehemaligen Kreuzgang, der heute als Kapelle genutzt wird und der eine kleine Ausstellung mit sakralen Artefakten beherbergt und Urkunden der Beyenburger Schützenbruderschaft, die in Verbindung
zum Kloster steht. Auch konnten Reste freigelegter Wandmalerei aus der Gründungszeit des Klosters besichtigt werden. Im Zuge der Säkularisierung während der napoleonischen Herrschaft wurde
die Klosterkirche 1804 zur Pfarrkirche für die katholische Gemeinde, und die Kreuzherren verließen Beyenburg nach mehr als 500 Jahren. Bruder Dirk berichtete von der Zwischennutzung der
Klostergebäude als Schule und Krankenstation. 1964 kehrten die Kreuzherren auf Initiative von Kardinal Frings nach Beyenburg zurück. Heute ist Beyenburg mit seinem einzigen Mönch das letzte
Kloster der Kreuzherren in Europa. Obwohl Klöster aufgegeben werden und die Bindung der Menschen an eine Kirche zurückgeht, sind nach wie vor Pilger auf dem Jakobsweg, der am Kloster
vorbeiführt, unterwegs. Ihre Beherbergung und spirituelle Betreuung gehört zu den herkömmlichen und aktuellen Aufgaben Bruder Dirks. Dem Erhalt der Kirche und der Klostergebäude gilt seine Sorge
und sein Engagement. So ließ er Überlegungen für künftige Nutzungen, auch im Hinblick auf die Bedürfnisse nach Sozialität und Spiritualität der Menschen heute, anklingen. Weitere Aspekte
und Facetten von Kirche, Orden, Gemeinde und Religiosität und Spiritualität eröffneten sich im Dialog, zu dem Bruder Dirk seine Gäste freundlich aufforderte. Ihm gilt ein herzlicher Dank aller
Teilnehmenden für diesen eindrucksvollen Besuch!
19.04.2019 Dagmar Renneke
Am Dienstag, dem 26. Februar 2019 starteten 20 Senior-Studierende mittags um 12 Uhr am Haupteingang der Uni mit einem Reisebus zum Haus der Geschichte nach Bonn. Trotz der üblich angespannten
Verkehrssituation im Raum Köln/Bonn gelangte die Gruppe bequem und zügig an ihr Ziel in unmittelbarer Nähe des Museums, so dass ein nur kurzer Fußweg zu bewältigen war.
Das Haus der Geschichte ist Hauptsitz einer Stiftung der Bundesrepublik Deutschland. Es wurde 1994 eröffnet und seit dem zweimal – in 2011 und 2017 – umgestaltet.
Nicht nur das Haus in Bonn sondern das zeitgeschichtliche Forum in Leipzig, der Tränenplalst am Bahnhof Friedrichstraße und das Museum in der Kulturbrauerei in Berlin gehören zur Stiftung. In
einer mehr als 90minütigen Führung durch die chronologisch aufgebaute Ausstellung durchstreifte die Gruppe Deutschlands jüngste Vergangenheit vom Ende des zweiten Weltkrieges bis zur
Gegenwart. Siebentausend Exponate dokumentieren über 70 Jahre gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Bilder, Tondokumente und Gegenstände aus den einzelnen Jahrzehnten
berührten und bewegten und weckten eigene Erinnerungen. Zu Beginn des Rundganges stand ein Panzer, las man Plakate, mit denen die Siegermächte sich an die Bevölkerung wandten, stand vor Bildern
der zerstörten Städte und von Menschen, die in den Trümmern versuchten zu überleben. Anrührend wirkten in Vitrinen ausgestelltes selbstgebasteltes Kinderspielzeug, Schüsseln und Seiher, die aus
Soldatenhelmen hergestellt worden waren. Dem Holocaust und den Nürnberger Prozessen waren eigene Räume bzw. Themenboxen gewidmet. Auch konnte man auf Sitzen des ersten deutschen Bundestages Platz
nehmen. Ein VW-Käfer als Symbol des Wirtschaftwunders, das Moped, das 1964 der einmilllionste Gastarbeiter als Willkommensgeschenk erhalten hatte und ein bunt bemalter VW-Bus aus der
Hippiebewegung stehen symbolhaft für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen bis hin zu einem Teilstück der 1989/90 gefallenen Mauer und einem Flüchtlingsboot aus Malta aus dem Jahr
2015. Anschaulich wird die über 40jährige geteilte Geschichte Deutschlands räumlich gleichzeitig, einander gegenübergestellt, präsentiert. Im Anschluss an die Führung fand man sich in kleinen
Gruppen in der Cafeteria des Museums ein und tauschte die persönlichen Eindrücke miteinander aus, ergänzt durch Erleben und Erfahrungen der eigenen Lebensgeschichte, sozusagen als
”Zeitzeuge“.
Auf der Rückfahrt nach Wuppertal wurde vielfach der Wunsch nach einer weiteren Fahrt mit dem vfsa bekräftigt. Gerne nimmt der Vorstand Anregungen dazu entegegen.
17.03.2019 Dagmar Renneke
Der Philosophische Gesprächszirkel
Das „Studium für Ältere“ an der BWU hat nicht nur zur Gründung des studiumfördernden Vereins vfsa geführt, sondern auch zur Bildung von Gruppen, die ihre jeweiligen Interessen außeruniversitär
weiter verfolgen und intensivieren. Während sich beispielsweise eine Gruppe auf Bildungsreisen und den Besuch historischer Stätten konzentriert hat, bevorzugt eine andere Gruppe den Vortrag
und die Diskussion philosophischer Themen im weitesten Sinne. Von Letzterer soll hier die Rede sein. Sie gründete sich im Jahre 2012 aus zunächst drei Studierenden, die im Jahre 2009 gemeinsam
ihr Studium begonnen hatten, darunter auch der Verfasser dieser Zeilen. Von Anfang an nannte sich die Gruppe, die heute zwischen 6 und 10 ständige Teilnehmer/innen hat, Philosophischer
Gesprächszirkel, wenngleich nicht alle Themen, die wir bislang er- und bearbeitet haben, der eigentlichen Philosophie zugeordnet werden können. Einige Beispiele aus unserer Themenreihe –
mittlerweile sind mehr als 100 ganz unterschiedliche Themen vorgetragen und diskutiert worden – sollen zeigen, dass auch die Soziologie, die Geschichte, die Theologie, die Kunst, die Medizin -
insbesondere deren ethische Aspekte -, ja sogar die Mathematik zum Zuge kam. Der Bogen spannt sich von den antiken Staatstheorien bis zu den aktuellen Möglichkeiten und Visionen zur Künstlichen
Intelligenz.
Unsere stets sorgfältig und intensiv vorbereiteten Themen lauteten bspw.: „Ist der Mensch von Grund auf gut oder böse“; „Placebo als medizinisch-ethisches Problem“; „Klassischer und moderner
Wissenschaftsbegriff“; „Biomedizinische Probleme in der Politik“; „die Verfassung der Moderne“; „Fundamentalismus in den Weltreligionen“; „Dualismus und Apriorismus“; Die nihilistische
Überwindung der Theologie bei Nietzsche“; „Voltaires Kampf für Toleranz“; „Von Platons Höhlengleichnis zu Augustinus´ Birnendiebstahl“; „Das Denken der Vorsokratiker“; „Kurt Gödels Gesetze der
Unentscheidbarkeit und Unvollstän-digkeit“; „Galilei und die Kirche“; und viele andere Themen aus allen Zeitaltern.
Wie gehen wir vor? Unser Ort des Wirkens ist das alte Bahnhofsgebäude in Wuppertal-Beyenburg. Wir treffen uns alle drei Wochen an einem Donnerstag gegen 17: 00 Uhr. Dann wird zwei Stunden lang
geredet, möglichst inhaltsvoll. Das können wir deshalb, weil jeweils einer/eine der Teilnehmer/innen in das mindestens drei Wochen zuvor festgelegte Thema gut vorbereitet einführt und dann
moderierend zur Diskussion freigibt. Meist haben sich die Diskutanten selbst mehr oder weniger vorab mit dem Thema auf ihre Weise befasst, so dass Argumentation und Kritik stets einen guten
Fundus haben. Von jedem/jeder Teilnehmer/ Teilnehmerin wird erwartet, dass er/sie selbst nach einer mehr oder weniger langen Eingewöhnungszeit ein (selbstgewähltes) Thema vorstellt und
moderiert.
Wann sich der Kreis das nächste Mal trifft und welches Thema vorgesehen ist, kann man durch einen Klick auf unsere homepage im Bereich Veranstaltungen erfahren. Interessenten sind herzlich willkommen.
(Dr. Manfred Haug, 8.02.2018)
Studium an der Universität als Gruppenerfahrung
Das Studium im Alter erfreut sich großer Beliebtheit. Es ist heute möglich sich auch ohne Abitur als Gasthörer oder wie im Fall der Universität Wuppertal für ein organisiertes Studium einzuschreiben. Die Gründe des Einzelnen sind hierfür vielfältig. Die Einen suchen ein völlig neues Betätigungsfeld nach Beruf und Karriere, die Anderen wollen bereits vorhandenes Wissen vertiefen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Vernetzung von bereits vorliegenden Kenntnissen, denn nur im Alter ist man in der Lage solitäre Wissensfragmente zu einem Ganzen zusammenzufügen.
(v.l.n.r.) Bernhard Czeska, Dietmar Wendel, Hubertus Engelmann
und Frajo Börsch vor dem Westwerk der Abtei Corvey
Das Einführungsseminar
Die Universität Wuppertal bietet über den reinen Gasthörerstatus hinaus die Möglichkeit an einem Einführungsseminar teilzunehmen. Vermittelt werden neben praktischen Dingen wie Umgang mit der
Bibliothek oder Orientierung auf dem Campus, auch Hilfen bei der Abfassung von Texten und sachlicher Gesprächsführung. In dem von Dipl.Psych Margarete Schrettenbrunner geleiteten Seminar soll
jeder Teilnehmer zwei Vorträge halten zu einem freien Thema und einem Thema aus der Psychologie. Dies ist ein perfektes Übungsfeld für Personen, die noch wenig Erfahrung mit Vorträgen und Texten
haben, aber auch Auffrischung für erfahrene Redner. Darüber hinaus bietet das Wuppertaler Seniorenstudium die Möglichkeit ein Abschlusszertifikat zu erwerben.
Der vfsa
Eine weitere Möglichkeit sich zu organisieren bietet der Verein zur Förderung des Studiums im Alter an der Bergischen Universität Wuppertal (vfsa). Dieser vertritt die Interessen der
TeilnehmerInnen des Studiums für Ältere gegenüber der Universität und soll die Kommunikation unter den Seniorstudenten fördern. Der gemeinnützige Verein bietet auch Beratung für alle
älteren Studenten rund um das Studium.
Gruppenbildung
Insbesondere durch das Einführungsseminar ergeben sich für die Studierenden viele Kontakte untereinander und die Möglichkeit kleine, individuelle, auf Sympathie beruhende Gruppen zu bilden. Als
Beispiel hierfür wird eine solche Gruppe und ihre Aktivitäten im Folgenden vorgestellt. Zu der Sympathie gesellen sich gemeinsame Interessen. Diese liegen in unserer Gruppe hauptsächlich in
den Fächern Geschichte, Religions- und Naturwissenschaften, aber auch in der Technik, von der alle Mitglieder begeistert sind. Namentlich die Personen Frajo Börsch, Bernhard Czeska, Hubertus
Engelmann und Dietmar Wendel wollen erworbenes Wissen von Vorlesungen auf anschauliche Weise vertiefen. So beschloss man diverse Schlüsselorte zu besuchen um sich ein genaueres Bild der
historischen Geschehnisse zu machen.
Exkursionen
Der früheste Zeitpunkt unserer Geschichtsreise führte uns in das Jahr 9 n.Chr. Damals fand bei dem heutigen Kalkriese die berühmte Varusschlacht statt. Museum und Freigelände bieten gute
Einblicke in die Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen.
Die Besichtigung von Paderborn und Corvey führte uns in die faszinierende Zeit des frühen Mittelalters. Das Bauwerk in Corvey vermittels sehr eindringlich die Einheit von Kirche und Staat in
dieser Epoche.
Eine Exkursion in die Pfalz brachte uns die schillernde Figur des Franz von Sickingen näher und sein Bezug zu der Reformation im Südwesten am Ende des Mittelalters.
Die Napoleonischen Kriege zu Beginn des 19 Jahrhunderts waren unser Thema für einen Besuch in Leipzig. Die wichtigsten Orte im Zusammenhang mit der Völkerschlacht wurden aufgesucht um die
Bewegungen der einzelnen Truppenteile und den Verlauf der Schlacht nachzuvollziehen. Nach seiner Niederlage in Leipzig folgten wir Napoleon nach Waterloo in Belgien, wo wir uns über seine letzte
Schlacht informierten. Eine minimal kleine Anhöhe war letztendlich entscheidend für die erneute Niederlage Napoleons und das weitere Geschick Europas.
Ein Heimspiel hatten wir beim Besuch des Museums für Industrialisierung in Wuppertal Barmen, welches sehr anschaulich diesen Umbruch dokumentiert.
Die Grabenkämpfe des 1. Weltkrieges lassen sich sehr gut in Flandern nachvollziehen. Die wichtigsten Orte der Schlachten wie Langemark, Hill 60 oder Paesschendaele wurden aufgesucht. Ebenso die
dazugehörigen Soldatenfriedhöfe. Die Sinnlosigkeit des Krieges wird hier besonders klar, wo tausende von Menschen ihr Leben verloren um wenige Meter Schlammgelände zu erobern. Auch der erstmalige
Einsatz von Giftgas fand hier statt.
Ein Besuch in Mittelbau Dora führte uns in die Zeit des Nationalsozialismus. Das Leid der Zwangsarbeiter ist bei dem Besuch der unterirdischen Anlagen heute noch greifbar.
Eine Fahrt nach Koblenz in die wehrtechnische Studiensammlung der Bundeswehr informierte uns detailliert über die Technik von kleinen und großen Waffen seit etwa 1900.
Unsere Exkursionen werden jeweils von einem Mitglied der Gruppe sehr detailliert vorbereitet und Handouts zu den jeweiligen Orten machen die Informationen auch noch später abrufbar. Die Qualität
unserer Unterlagen und der Erklärungen vor Ort sind qualitativ sehr anspruchsvoll.
Ausblick
Geplant sind weitere Ausflüge im Bereich Technik nach Köln in das Rheinische Industriemuseum und die Ausstellung von Nixdorf in Paderborn. Eine Exkursion nach Trier wird uns erneut in die
Römerzeit und das Mittelalter entführen.
(Bernhard Csezka, 10.06.2018)