Wie kam es zur Gründung des vfsa?
Seit dem Wintersemester 1987/88 bietet die Bergische Universität Wuppertal (BUW) den Studiengang zur wissenschaftlichen Weiterbildung für ältere Menschen unter dem Namen „Seniorenstudium“ an. Ansprechpartnerin und Koordinatorin war Professorin Dr. Felizitas Sagebiel, Leiterin des Wissenschaftlichen Sekretariats. Als nachteilig stellte sich bald heraus, dass die Seniorstudierenden nicht über eine ihre Interessen vertretende übergeordnete Institution verfügten – analog dem AStA der Regelstudierenden. Für den Gasthörerstatus der Seniorstudierenden war eine solche Vertretung nicht vorgesehen. Daher wurde nach einer Lösung gesucht. Professorin Dr. Sagebiel regte die Gründung eines Vereins an, der stellvertretend die Angelegenheiten der älteren Studierenden gegenüber den universitären Einrichtungen wahrnehmen könnte. Ein weiterer Gedanke war, ein Verein wäre in der Lage eigene Ideen zu realisieren, die das Wissenschaftliche Sekretariat nicht hätte ermöglichen können.
Diese Anregung nahm die Seniorstudentin Karin van Sierenberg de Broer auf und übernahm maßgeblich die organisatorische Aufgabe der Vereinsgründung. Weitere Seniorstudentinnen halfen, z.B. beim
Zustandekommen der Vereinssatzung. Seit dem 02.04.1992 ist der „Verein zur Förderung des Studiums im Alter an der Bergischen Universität e.V.“ (vfsa) als gemeinnütziger Verein im Vereinsregister
Wuppertal eingetragen. Fünf Jahre nachdem das Seniorenstudium an der BUW etabliert wurde, hatten auch die Seniorstudierenden eine offizielle Interessenvertretung.
Was wurde während der 30-jährigen Vereinsgeschichte realisiert?
Karin van Sierenberg de Broer wurde 1992 zur 1. (Gründungs-) Vorsitzenden gewählt (bis 1996).
1994 erreichte sie eine Novellierung der Studienordnung. Auf ihre Initiative wurden die geisteswissenschaftlichen Fächer für das Seniorenstudium geöffnet, das zuvor allein auf
sozialwissenschaftliche Fächer ausgerichtet war. In weiteren Gesprächen mit Lehrenden, der Hilfe des Dekans Professor Dr. Hübner und der Fürsprache durch das Concilium Decanale entwickelte sich
die Öffnung weiterer Fächer, die als Begleitstudium von den Seniorstudierenden belegt werden können. In diesem Kontext gelang ihr auch, dass die Abschlussarbeit in die Studienordnung (vom 08.
Juli 1994), nach den erbrachten vier Leistungsnachweisen in zwei Wahlfächern, aufgenommen wurde.
Ab 1997 übernahm Marlis Hahne für vier Jahre (bis 2000) den Vorsitz des Vereins. Während ihres Vorsitzes wirkte der vfsa an einer wissenschaftlichen Studie im Auftrag des NRW Ministeriums für
Arbeit, Gesundheit, Soziales, die von Professorin Dr. Sagebiel geleitet wurde, mit. Das Thema war „Der Beitrag des Seniorenstudiums zur Neubestimmung ehrenamtlicher Tätigkeit von älteren Frauen“.
Angeregt durch das Wissenschaftliche Sekretariat entstanden zwei Arbeitskreise (AG) unter dem Leitmotiv: Wissenschaft in Eigenregie. Neben Marlis Hahne bildeten fünf weitere Seniorstudentinnen
eine AG mit dem Titel „Frauen im Mittelalter“. Eine 2-jährige Zusammenarbeit mit jeweils eigenem Forschungsgebiet. Die weitere AG mit acht Beteiligten wählte das Thema „Frauen im Seniorenstudium.
Biographie und soziologische Aspekte“. Ebenfalls eine über mehrere Semester ausgerichtete Arbeit.
Von 2001 bis 2011 war Gerlinde Karow Vereinsvorsitzende. Sie initiierte im September 2003 den Informations- und Beratungstag für am Seniorenstudium Interessierte. Als Veranstalter traten das
Wissenschaftliche Sekretariat gemeinsam mit dem Verein an die Öffentlichkeit. Hintergrund war eine Erhöhung der Studiengebühren für Seniorstudierende durch das Land NRW, woraufhin die Anmeldungen
für das Seniorenstudium rapide zurückgingen. Die Öffentlichkeitsarbeit war ein großer Erfolg. Viele Jahre war der Informations- und Beratungstag eine feste Konstante zu Beginn eines jeden
Wintersemesters, der jedoch später in eine Informationsveranstaltung des „Zentrums für Weiterbildung“ (ZWB) umgewandelt wurde, an der auch vfsa-Mitglieder beratend teilnehmen. In diesen
Bezugsrahmen gehört auch der Begrüßungsempfang, den der vfsa zu Beginn des Studiums für die Anfänger*innen ausrichtet. Die von Gerlinde Karow organisierte monatliche Vortragsveranstaltung unter
dem Motto „Seniorstudierende treffen junge Wissenschaftler*innen“, bot jungen Wissenschaftler*innen ein Forum ihre Forschungsthematik vorzustellen, während der Verein seinen Mitgliedern ein
interessantes wissenschaftliches Programm anbieten konnte. Das ebenfalls von ihr entwickelte Printmedium „News aus dem Seniorenstudium“, ein zweiseitiges DIN A4-Blatt, das zu Beginn eines
Semesters über Wissenswertes aus dem Seniorenstudium berichtete (eine kleine inneruniversitäre Öffentlichkeitsarbeit) und von ihr in alle erreichbaren Briefkästen der Lehrenden, Dekanate sowie
Rektorat gesteckt wurde, fiel später der Digitalisierung zum Opfer - die letzte Ausgabe erschien 2013. Eine von Studierenden für Studierende erarbeitete 12-seitige „Information zum
Seniorenstudium“, die Studienanfänger*innen zur Orientierung diente, wurde vom ZWB übernommen, und jährlich aktualisiert den Erstsemestern übergeben. In diesem Zeitraum wurde mit dem
ruhestandsbedingten Ausscheiden von Professorin Dr. Sagebiel das Seniorenstudium, und damit auch der vfsa, unter dem Dach des neu gegründeten „Zentrum für Weiterbildung“ angesiedelt.
Als ich 2012 zur Vorsitzenden gewählt wurde, war mir die Aufgabe nicht fremd, da ich als Beisitzerin bereits zwei Jahre dem Vorstand angehört hatte. In Planung war bereits das diesjährige 20.
Vereinsjubiläum. Es sollte einmal nicht in den Räumen der Uni ausgerichtet werden, daher fiel die Wahl auf eine Sonderfahrt im Historischen Kaiserwagen, an der 44 Mitglieder am 30.10.2012
teilnahmen. Im Laufe des Jahres wurde die vorerwähnte Vortragsreihe fortgesetzt, ergänzt durch Vorträge von Dozenten verschiedener Fachbereiche und Impulsreferate von Vereinsmitgliedern. Ein
Stammtisch, jeweils zu Semesterbeginn, wurde eingeführt um in der Runde das Vorlesungsverzeichnis zu besprechen und gemeinsame Interessen an Veranstaltungen auszuloten. Als kulturelle Ergänzung
kamen Museums-, Ausstellungs- und Firmenbesichtigungen hinzu. Nach längerer Vorbereitungszeit startete ViLE (Virtuelles und reales Lern- und Kompetenz-Netzwerk älterer Erwachsener e.V.,
Universität Ulm) im April 2014, in Kooperation mit dem vfsa und dem ZWB, ein einwöchiges Blockseminar in Marienheide. Thema: „Industriegeschichte und Kultur im Bergischen Land“ mit 24
Teilnehmer*innen und der Beteiligung von 10 Referent*innen der BUW, u.a. Professorin Dr. Heike Weber, Professorin Dr. Gabriele Molzberger, Professor Dr. Smail Rapic. Und im September des gleichen
Jahres unternahmen acht ältere Studierende, auf Einladung des MdB Manfred Zöllmer (SPD Wahlkreisbüro Wuppertal), eine Bahnfahrt ins „politische“ Berlin. Das eindrucksvolle Programm des 4-tägigen
(kostenfreien) Aufenthaltes wurde vom Presse- u. Informationsamt der Bundesregierung zusammengestellt. Fünf Jahre „Begegnungsstätte Alte Synagoge“ im April 2016 waren der Anlass für eine Führung
durch das Haus. Als Ergänzung dazu, zum aktuellen jüdischen Leben in Wuppertal, bat ich den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Leonid Goldberg, um einen Besuch „seiner“ Synagoge, die für uns im
Nov. 2016 (unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen) geöffnet wurde. Gegen Ende meiner Vorsitzendentätigkeit 2017 feierten wir „25-Jahre-vfsa“ mit einer Fahrt im 'Gute-Laune-Bus', der uns zum
Schloss der Grafen von Berg lenkte, inklusive Schlossführung und einer genussvollen Bergischen Kaffeetafel im Traditionscafé „Zur schönen Aussicht“. Anfügen möchte ich noch, dass mit der
Modifizierung der Studienordnung vom 17.01.2013 die bisherige Bezeichnung „Seniorenstudium“ in „Studium für Ältere“ geändert wurde.
25 Jahre lag der Vorsitz in weiblicher Hand, als im Jahre 2018 die Tradition unterbrochen wurde und mit Bernd Tietz, bisher langjähriger 2. Vorsitzender, ein männlicher Part den Vorsitz
übernahm. Außerdem vertrat er bereits als aktives Vorstandsmitglied im DENISS (Deutsches Netzwerk der Interessenvertretungen von Seniorstudierenden) den vfsa, der Mitglied des Netzwerkes
ist. Beim Deutschen Seniorentag, im Mai 2018 in der Dortmunder Westfalenhalle, waren der vfsa, die BUW und DENISS mit einem gemeinsamen Info-Stand beteiligt. Im Juli 2018 fand erstmals eine
Open-Air-Grill-Veranstaltung, in Absprache mit dem AStA auf deren Ebene, statt. Die Resonanz war so groß, dass diese Freiluft-Veranstaltung in den nächsten Jahren in die Veranstaltungsplanungen
eingebunden wurde. Eine mit viel Aufwand verbundene völlige Neugestaltung des Internetauftritts konnte durch die Fachkenntnis eines Vorstandsmitglieds im August freigeschaltet werden. Zu Beginn
des Jahres 2019 führte uns ein Bus nach Bonn zum „Haus der Geschichte“, mit der Dauerausstellung „Deutschland seit 1945“. Unter reger Beteiligung folgte im März der Besuch des Kreuzherrenklosters
in Beyenburg. Bruder Dirk, einer der letzten Mönche seines Ordens, empfing uns in der barocken Klosterkirche St. Maria Magdalena. Er schilderte anschaulich mit viel Humor das klösterliche Leben,
Kloster- und Kirchengründung, und die Entstehung des Ortes. Das Jahr 2020 veränderte dann alles. Die universitären Veranstaltungen schalteten von Präsenz auf Uni@Home. Auch der Verein musste
seine Vorstandssitzungen, die Vortragsreihe, den Stammtisch u.a. von der Uni-Kneipe auf visuelle Zoom-Meetings ändern. Das Jahr 2021 verlief infolge coronabedingter Auflagen ähnlich wie das
Vorjahr. Als im Laufe des Jahres Lockerungsmaßnahmen Begegnungen ermöglichten, konnte im Juli die Ausstellung „Humans“ im Visiodrom des Gaskessels bestaunt werden. Bei Sturm und strömendem Regen
führte uns im Oktober der Stadtführer Frank Khan über die Hardt. Patschnass und frierend folgten wir mehr oder weniger aufmerksam seinen Erklärungen. Auf der Höhe von Café Elise, mit der Aussicht
auf einen heißen Tee, verabschiedeten sich einige, während andere tapfer durchhielten. In einer Mail an die Mitglieder ließ Bernd Tietz im Dezember das Jahr Revue passieren und schloss mit den
Worten: “Hoffen wir auf die prognostizierten Verbesserungen in 2022 – wann auch immer – die wieder den normalen Uni-Betrieb, die ungezwungene persönliche Kontaktaufnahme auf dem Campus
ermöglichen. Bleiben wir optimistisch“.
Das ist auch ganz im Sinne unserer Vorsitzenden, Dr. Angela Mahnkopf, die im Januar 2022 die Vereinsführung übernahm.
Heide Niang
Grußwort für den vfsa zum 30jährigen Bestehen
Das SeniorInnenstudium war bereits seit fünf Jahren (Beginn im WS 1987/88) an der Bergischen Universität (damals noch Gesamthochschule) etabliert, als der vfsa als Interessenvertretung der Seniorstudierenden auf meine Anregung hin gegründet wurde. Die Gründung des vfsa fand in der Privatwohnung von Karin Döring (später Karin van Sierenberg de Boer) in Solingen statt. Über 10 Frauen aus dem SeniorInnenstudium, u.a. Renate Braun-Schmitz, die Initiatorin des Wuppertaler SeniorInnenstudiums, waren zusammen mit mir gekommen, um die Satzung zu verabschieden und auf den Weg zu bringen.
Das erste Konzept des SeniorInnenstudiums sah in enger Anlehnung an den Regelstudiengang „Integrierter Studiengang Sozialwissenschaften“ eine Konzentration auf die dort verankerten
sozialwissenschaftlichen Fächer vor. Diese Konzeption wurde auf Anregung von Studierenden und Karin van Sierenberg de Boer als erste Vorsitzende des vfsa immer wieder verändert v.a. durch
Integration einer Abschlussarbeit und Fächerweiterung für das vertiefende Studium und das sog. Begleitstudium (vgl. Beitrag von Heide Niang). Der vfsa hat über seine Vorstandsvorsitzenden wie
Marlis Hahne und Gerlinde Karow in enger Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Sekretariat (unter meiner Leitung bis 2010) gearbeitet. Das betraf u.a. die formelle Ansiedlung und Verwaltung
eines ministeriell geförderten Forschungsprojekts und später die universitätsinterne Kommunikation über einen von Gerlinde Karow initiierten Newsletter in jedem Semester, der Kurzartikel vom vfsa
(meistens von Gerlinde Karow) und mir enthielt. Über dieses Medium erfuhren alle Mitglieder der Universität auch vom deutschlandweiten größeren Zusammenhang der universitären Angebote zum
SeniorInnenstudium (der BAG WIWA. Der Bundesarbeitsgemeinschaft wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere, deren Sprecherin in der DGWF e.V., Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche
Weiterbildung und Fernstudium, ich 8 Jahre lang bis 2010 war).
Die Sichtbarkeit des vfsa war universitätsintern über den Newsletter und –extern über Deniss e.V., den Dachverband der universitären Interessenvertretungen, institutionalisiert. Im Dachverband
BAG WiWA fand eine parallele Weiterentwicklung statt, die die Sichtbarkeit und Anerkennung des Studiums für Ältere erhöht hat. So wurde eine Forschungsgruppe institutionalisiert, die Daten meiner
Studien (Sagebiel/ Dahmen 2008) aktualisiert hat.
Der Wechsel der organisatorischen Anbindung des SeniorInnenstudiums vom Fachbereich zum ZBW nach meinem Ausscheiden erhöhte potenziell einerseits die interne fachbereichsübergreifende
Sichtbarkeit und hatte andererseits auch Auswirkungen auf die Arbeit des vfsa.
Die größere Digitalisierung hat die Informationsmedien des vfsa verändert, was u.a.a. anlässlich des 30jährigen Bestehens durch seine digitale besondere Sichtbarkeit auf der sehr gut
funktionierenden website des vfsa zum Ausdruck kommt. Es ist zu hoffen, dass diese digitale Weiterentwicklung des vfsa in Wuppertal auch bei den bundesweiten Interessenvertretungen zum Ausdruck
kommt.
Da die Alterung der deutschen Gesellschaft fortschreitet, ist auch zu hoffen, dass im Image der Universitäten die Öffnung des Studiums für Ältere als Selbstverständlichkeit erhalten bleibt, zumal
der Ageism als Altersdiskriminierung nach wie vor in der Gesellschaft besteht. Die Mitwirkung des vfsa zum Abbau der Diskriminierung des Studierens Älterer war in der Vergangenheit
selbstverständlich und darin besteht auch eine seiner zukünftigen Funktionen.
Ich wünsche dem vfsa, dass er erfolgreich sowohl hochschulintern als auch –extern an der Weiterentwicklung des Studiums für Ältere mitwirkt und damit einen Beitrag zum Abbau von
Vorurteilen gegenüber Älteren leistet.
Felizitas Sagebiel
Die selbstgewählten Aufgaben des vfsa im Spiegel seiner Sitzungsprotokolle *
Einführung
Nicht selten werden wir als Vorstandsmitglieder des vfsa von Senior-Studierenden gefragt, wofür denn die Mitgliedschaft im Verein gut sei und welchen Nutzen man von einem Vereinsbeitritt habe.
Wir verweisen dann gerne auf unsere Satzung und unseren Flyer, in dem unter den Spalten „Aktivitäten“ und „Kooperationen“ eine Reihe von selbstgewählten Aufgaben und Angeboten aufgeführt sind,
von denen wir meinen, dass sie nicht nur für das eigentliche Studium hilfreich sind, sondern auch für die Herstellung und Pflege sozialer Kontakte außerhalb des Hörsaals.
Zu fragen ist, ob und wie bzw. in welchem Maße wir diesen Aufgaben nachgekommen sind und welche Entwicklungen wir erkennen können. Eine Antwort hierauf sollte eine retrospektive Analyse unserer
Sitzungsprotokolle geben können, insbesondere der Protokolle der Jahreshauptversammlungen, die ja quasi unsere Rechenschaftsberichte sind. Zweckmäßig erschien dem Autor ein historischer Vergleich
der Protokollinhalte der Jahre 2014 bis 2019 mit denjenigen der Jahre 2000 bis 2005, zumal die Protokolle der Sitzungen zwischen 2005 und 2013 nicht kontinuierlich verfügbar sind.
Um eine Vergleichbarkeit der Vereinsaktivitäten in den beiden Zeitperioden herzustellen, wurden die in der Satzung und im Flyer aufgeführten selbstgewählten Aufgaben in 5 Aufgabengruppen
zusammengeführt:
1. Beratung und Unterstützung bei der Planung eines Studiums für Ältere
2. Vertretung der Interessen der Senior-Studierenden gegenüber der BUW
3. Organisation sozio-kultureller Veranstaltungen ergänzend zum Studium
4. Vereinspräsentation u. Kontaktpflege zu anderen universitären Vereinigungen
5. Finanzielle Unterstützung bei studiumsnahen Veranstaltungen
2014 bis Ende 2019
(1) Beratung und Unterstützung bei der Planung eines Studiums für
Ältere
Ein Längsschnitt zeigt, dass dieses Vereinsangebot immer weniger in Anspruch genommen wurde. Der ursprünglich wöchentlich stattfindende „Offene Treff“ wurde Anfang 2013 auf nur noch 1-mal im Monat reduziert. Es folgten mehrere andere Versuche eines extrauniversitären Treffens. Offensichtlich stand immer weniger die Beratung durch den Verein im Vordergrund, sondern der Informationsaustausch unter den Studierenden und dies unter der Gastgeberschaft des Vereins. So nannte sich ab 2017 das Treffen „außerplanmäßiger Stammtisch zu Semesterbeginn“. Für diesen Wandel dürften zwei Gründe verantwortlich sein: zum einen gab es jetzt deutlich mehr Studierende, die bereits Hochschulerfahrungen gemacht haben, zum anderen wurde die digitale Information und Kommunikation für die neue Generation Senior-Studierender immer seltener ein Problem.
(2) Vertretung der Interessen der Senior-Studierenden gegenüber der BUW
Sowohl in der Satzung des Vereins als auch in unserem Flyer steht unter Zweck bzw. Aktivitäten „Interessenvertretung der älteren Studierenden gegenüber der BUW“ an erster Stelle. Das soll allerdings nicht heißen, dass der Vereinsvorstand die Anliegen der Studierenden direkt bei der Leitung der Universität vorträgt, wie es offensichtlich in den Anfangsjahren seines Bestehens gewesen ist (siehe unter Periode 2000 – 2004). Vielmehr sieht der Verein diesbezüglich seine Aufgabe heute darin, die Interessen der Studierenden aufzugreifen und diese mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern des seit 2011 bestehenden „Zentrums für Weiterbildung“ (ZWB), dem das „Studium für Ältere“ zugeordnet ist, auszutauschen und weiterzuverfolgen. Das Engagement des vfsa werde sehr geschätzt – so heißt es von seiten der Geschäftsführung des ZWB –, weil sie durch den engen Austausch gezielt auf die Wünsche, Interessen und Kritiken der Seniorstudierenden eingehen und diese in die organisatorische Arbeit einbinden könne. Beispielhaft sei hier das Engagement des vfsa bei der laufenden Neustrukturierung des „Studiums für Ältere“ erwähnt.
(3) Organisation sozio-kultureller Veranstaltungen ergänzend zum Studium
Auf diesem Sektor ist ein Trend zur ständigen Erweiterung zu erkennen. Der Besuch von Kulturinstitutionen und andere gemeinschaftliche Aktivitäten fanden immer größeren Zuspruch. Vorträge wurden nur noch in geringer Zahl angeboten. In den Protokollen fanden sich mindestens 18 sozio-kulturelle Vereinsveranstaltungen (Auswahl siehe Kasten), dagegen nur 7 Vorträge.
Vorträge:
– Die alternde Gesellschaft
– Medizinisch- ethische Entscheidungskonflikte am Anfang und Ende des Lebens
– Die Problematik einer gerechten Verteilung von Spenderorganen
– Die rechtskonforme Patientenverfügung
– Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung der Medizin.
– Philosophie und Gesellschaft
Sozio-kulturelle Vereinsveranstaltungen 2014 – 2019,
eine Auswahl
– Skulpturen-Park Tony Cragg
– Besuch der alten Synagoge
– Besuch der neuen Synagoge
– Tony Cragg: Retrospektive
– Degas-Rodin-Ausstellung
– Besuch Zentrum für verfolgte Künste
– Kaffeefahrt nach Schloss Burg
– Wuppertaler Müllverbrennungsanlage
– Museum Bibelgeschichte Elberfeld
– Abschlussfeier auf AStA-Gelände
– Draisine-Fahrt mit Museumsbesuch
– Haus der Geschichte in Bonn
– Kreuzherrenkloster Beyenburg
– Wanderung Arboretum Burgholz
– Else-Lasker-Ausstellung
(4) Vereinspräsentation und Kontaktpflege zu anderen unversitären Vereinigungen
Natürlich hatte der Verein schon mehrere Jahre eine homepage. Damit war es aber nicht möglich, unterschiedliche Medienformen einzubringen, die alleinige Texteinbringung erschien für eine attraktive zeitgemäße Gestaltung nicht mehr ausreichend. Schließlich wird man heute die Aktivität und Attraktivität eines Vereinslebens an ihrer Außendarstellung im Internet beurteilen. Die neue Website (vfsa-seniorenstudium.de) wurde vom ehemaligen Vorstandsmitglied Frajo Börsch professionell aufgebaut und seither kontinuierlich aktualisiert und gepflegt. Letzteres findet man leider eher selten bei Vereinen mit ähnlicher Struktur. Die Website entspricht den Anforderungen einer modernen Internetpräsenz, die durch ein sog. Content Management-System (CMS-System) gekennzeichnet ist. Darunter versteht man eine Software zur gemeinschaftlichen Erstellung, Bearbeitung, Organisation und Darstellung digitaler Inhalte.
Auch Kontakte zu Vereinigungen Senior-Studierender anderer Universitäten werden gepflegt über unsere Mitgliedschaft im „Deutschen Netzwerk der Interessenvertretungen von Seniorenstudierenden“ (DENISS eV.). Hierdurch ist gewährleistet, dass Entwicklungen des Seniorenstudiums an anderen Universitäten mitverfolgt werden können und die Belange von Gasthörern und Senior-Studierenden an Universitäten gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit gewahrt werden. Der Verein DENISS ist allerdings erst 2013 gegründet worden, im Zeitabschnitt 2000 - 2004 dürfte es noch keinen Austausch mit Vereinigungen anderer Universitäten gegeben haben, jedenfalls gibt es hierüber keine Protokollnotiz.
(5) Finanzielle Unterstützung der Senior-Stud. bei studiumsnahen Veranstaltungen
Da die Unterstützungsmöglichkeiten eines gemeinnützigen Vereins – und das sind wir ja – von seiner Liquidität abhängt, kann sich keine Weiterentwicklung zu größerem Engagement zeigen,
insbesondere dann nicht, wenn der Beitrag im Lauf von 8 Jahren nicht erhöht wurde, wie es hier der Fall ist. Erfreulicherweise wurde von einem Großteil der Mitglieder spontan ein höherer Beitrag
als vorgegeben überwiesen, so dass nicht nur die Kosten für Getränke und Zutaten bei unseren Standardveranstaltungen wie Begrüßungsempfang der Erstis, Stammtisch zu Semesterbeginn sowie Blumen
mit Sektempfang für die Absolventen übernommen werden konnten, sondern auch teilweise die Kosten für einmalige Ereignisse wie bspw. die Jubiläumsfahrt nach Schloss Burg mit bergischer
Kaffeetafel. Der Beitrag des Vereins zu gesellschaftlichen Ereignissen der Studierenden wird sich demnach nur erweitern können, wenn – wie mehrmals geplant – der Jahresbeitrag der Mitglieder
erhöht werden wird.
2000 bis Ende 2004
(1) Beratung und Unterstützung bei der Planung eines Studiums für Ältere
In den ersten 2000er Jahren hatte die Berater- und Unterstützerfunktion des Vereins einen zentralen Stellenwert, allein schon deshalb, weil die überwiegende Mehrzahl der Einsteiger nicht
auf Kenntnisse aus einem früheren Studium zurückgreifen konnte. Regelmäßige „Offene Treffs“ und eine 12-seitige, später auch aktualisierte Informationsmappe für die „Erstis“ waren gute und für
viele Studiumseinsteiger möglicherweise die einzigen Orientierungsmöglichkeiten, wenn man bedenkt, dass ein erheblicher Teil der „Erstis“ noch wenig Erfahrung mit der digitalen
Informationsbeschaffung hatte. Gemäß eines Vorstandsbeschlusses im Jahr 2001 sollte die Informationsmappe allen Erstis beim Empfang überreicht werden. Offensichtlich bestand damals schon
eine gewisse Schwierigkeit, einen Stammtisch zum Informationsaustausch „am Laufen“ zu halten. In 2003 liest man in einem Protokoll, dass dieser eingeschlafen sei, es solle ein neuer Anlauf
gemacht werden. Des Weiteren sollten PC- und Internetschulungskurse den Studierenden angeboten werden. Ob sie in Gang kamen bzw. wahrgenommen wurden, geht aus den Protokollen nicht hervor. 2004
wurde die Informationsmappe für die Erstis aktualisiert. Beratung und Unterstützung bei der Planung und Durchführung des Studiums konnte nur der Verein bieten, eine universtäre Institution wie
heute das Zentrum für Weiterbildung (ZWB) gab es damals nicht.
(2) Vertretung der Interessen der Senior-Studierenden gegenüber der BUW
Der Aufgabe als Interessenvertreter ist der Verein damals – anders als heute – auf direktem Wege nachgekommen. Eine universitäre Einrichtung als Planungs- Anlauf- und Vermittlerstelle, wie heute
das ZWB, gab es ja nicht. So wurden im Jahr 2000 vom vfsa Arbeitskreise initiiert, die sich mit der Struktur des Studiums befassten, darunter auch ein Kreis, der sich um die
Vertiefung des Studiums bemühte. Angestrebt wurde damals eine Ausweitung des Seniorenstudiums auf alle Fachbereiche. 2001 wurde darüber hinaus beim Rektor der Wunsch nach Übergang in ein
Regelstudium vorgetragen ohne Eingangsprüfung, allerdings erfolglos. Die Vorsitzende, Gerlinde Karow, wurde damals selbst bei Rektor Professor Ronge vorstellig. 2002 protestierte der Verein beim
Ministerium gegen die geplante Erhöhung der Studiengebühren. Hier ist der Verein seiner Funktion als Interessenvertreter lautstark nachgekommen.
(3) Organisation sozio-kultureller Veranstaltungen ergänzend zum Studium
Es gab auffallend viele Vorträge von Dozenten/Dozentinnen der Bergischen Universität und von externen Redner*innen. Dagegen kaum ein Referat aus dem Kreis der Mitglieder des Vereins. Auch
scheinen kulturelle Gemeinschaftsaktivitäten in Form von Ausflügen, Museums- und Ausstellungsbesuchen, Wanderungen u.a. neben dem Studium kaum einen Platz gehabt zu haben. Abgesehen davon, dass
damals das Vereinsangebot einer extrauniversitären Weiterbildung einen hohen Stellenwert zu haben schien, was z.B. sich daran zeigt, dass es im November 2001 ein Brainstorming mit dem
Titel: „Themenfindung für vfsa-Veranstaltungen“ gab, ist es erstaunlich, wie es gelingen konnte, Redner*innen aus der eigenen und aus anderen Universitäten bei geringem Honorar für eine
vfsa-Veranstaltung zu gewinnen. Allein die Titel der Referate zeigen, dass ganz unterschiedliche und recht anspruchsvolle zum großen Teil rein wissenschaftliche Themen präsentiert wurden.
Zwischen 2000 und 2004 zählte ich mindestens 20 Vorträge. 8 Vortragsthemen sind ohne Ranking beispielhaft im nebenstehenden Kasten aufgeführt.
Vortragsthemen in den Jahren 2000-2004 – eine Auswahl
– Philosophie als Lebenskunst
– Der Beitrag des Seniorenstudiums zur Neubestimmung ehrenamtlicher Tätigkeiten älterer Frauen
– Konfessionalisierung im Bergischen Raum
– Ethik des neuen Alterns – 15 Thesen
– Unternehmen Universität – Wissenschaftsverwaltung zwischen Bürokratie und Gestaltung
– Menschenwürde – leerer Begriff oder starkes Regulativ?
– Judentum, Christentum, Islam – gemeinsame Wurzeln
– Ästhetische Anstöße für ein zeitgemäßes Denken
(4) Vereinspräsentation und Kontaktpflege zu anderen universitären Verbänden
Den Protokollen lässt sich entnehmen, dass im Jahr 2002 ein „Newsletter“ ins Leben gerufen wurde, der dann 2-mal jährlich erscheinen sollte, jeweils zu Beginn des SS und des WS. Ab 2004 wurde der
Verein im Internet präsent, allerdings nicht als eigenständiger Webauftritt, sondern integriert in den Hochschulserver. Eine kritische Stimme äußerte damals, dass die Internetseite lediglich
allgemeine Texte zum Seniorenstudium beinhalte. Ob die Kommunikation in jenen Jahren noch weitgehend über den konventionellen Postweg erfolgte, ist anzunehmen, da z. B. im Jahr 2002 für
Einladungen zur Mitgliederversammlung ca. 32 € ausgegeben wurden, ein Betrag, der bei dem damaligen Porto etwa 60 Briefen entsprochen haben könnte.
(5) Finanzielle Unterstützung der Senior-Stud. bei studiumsnahen Veranstaltungen
Die Frage kann nur vage beantwortet werden, da in den Kassenberichten die Ausgaben nicht aufgeschlüsselt sind mit einer einzigen Ausnahme: Druck der Broschüre zu: „15 Jahre Seniorenstudium“, (500
€) sowie Bewirtung bei der Jubiläumsfeier am 15. 11. 02 (100 €). Ob weitere gesellschaftliche Ereignisse finanziell unterstützt wurden, ist kaum wahrscheinlich, da ein nicht unerheblicher Teil
der Einnahmen für Honorare der geladenen Redner*innen ausgegeben werden musste.
Fazit
Der Vergleich der Aktivitäten des vfsa während der beiden Zeitabschnitte macht deutlich, dass es in Teilen seiner Schwerpunktsaufgaben zu einer Verschiebung in Art und Häufigkeit gekommen ist. In
den ersten 2000er Jahren hatte die Berater- und Unterstützerfunktion des Vereins bei der Planung und Durchführung des Studiums einen zentralen Stellenwert. 15 Jahre später wird diese
Funktion als Vereinsaufgabe von den Studierenden nur noch selten wahrgenommen. Die Digitalisierung der Universitätsorganisation und auch des privaten Bereichs der älteren Studierenden dürfte
diesen Wandel erklären.
Eine auffallende Verschiebung zeigt sich auch in der vereinsseitigen Organisation studiumsergänzender Angebote sozio-kultureller Natur. In den ersten 2000er Jahren waren derartige Angebote eher
selten, ausgesprochen groß dagegen das Angebot von meist wissenschaftlichen Vorträgen. Anders in den Jahren 2014 bis 2019: die sozio-kulturellen Angebote des Vereins fanden immer größeren
Zuspruch, Vorträge dagegen wurden immer seltener. Die in der Studie festgestellte Schwerpunktsverschiebung zeigt, dass für die Senior-Studierenden unsere Vereinsaktivitäten auf sozio-kulturellem
Bereich einen hohen Stellenwert haben. Offensichtlich sind sie eine willkommene Abwechslung zum universitären Wissenserwerb.
Manfred Haug
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* Die Anregung zu dieser retrospektieren Analyse erhielt der Autor von Frau Professor Dr. Sagebiel, der früheren wissenschaftlichen Leiterin des Studiums für Ältere